Schieblehre ablesen

Jede mechanische Schieblehre besitzt 2 Skalen, eine Hauptskale auf der feststehenden Schiene und eine kleine Skale auf dem beweglichen Schieber, den Nonius. Maßeinheit ist in unserem Raum normalerweise Millimeter, manche Messschieber sind mit 2 weiteren Skalen versehen, deren Einheit das im anglo-amerikanischen Raum gebräuchliche Inch ist. Das Ableseverfahren ist für beide Einheiten gleich.

Schieblehre ablesen

Nachdem das Maß unter Beachtung der Hinweise unter Messen mit der Schieblehre abgenommen ist, kann der Zahlenwert abgelesen werden. Zuerst bestimmt man die Vorkommastelle, die der erste Strich auf der Hauptskale links vom Nonius 0 angibt. In der Abbildung ist es 23. Die Nachkommastellen zeigt die Markierung auf der Nonius-Skale an, die sich genau mit einer Markierung auf der Hauptskale deckt. Auf der Abbildung der Nonius 6, der Abstand zwischen den Messschenkeln beträgt also 23,6 mm.

Nonius der Schieblehre ablesen

Hier ist ein vergrößerter Ausschnitt der Messskale dargestellt, wie sie auf vielen Messschiebern üblich ist. Auf der Hauptskale sind die Zentimeter angegeben, der Nonius ist in 1/10 Schritten geteilt, d. h., jeder Strich gibt einen Abstand von 0,1 = 1/10 mm an. Die Abbildung verdeutlicht das grundlegende Prinzip der Nonius-Schieblehre. Wenn der Messwert keine Nachkommastellen hat, in diesem Fall 1 cm = 10 mm, muss sich der Nonius 10 mit dem Strich Messwert + 9 mm auf der Hauptskale decken. Denn der Strichabstand des Nonius ist 0,9 mm, 10 * 0,9 mm = 9 mm. Verschiebt sich der Nonius nach rechts, bis sich 1 und 1,1 cm decken, steht die 0 bei 1,01 cm (10,1 mm), weil 1,1 cm - (1 * 0,9 mm) = 1,01 cm. Sind 2 und 1,2 cm deckungsgleich, ergibt sich 1,2 cm - (2 * 0,9 mm) = 1,02 cm (10,2 mm). Da die Messskale mit Zehntelmillimetern relativ grob gerastert ist, kann es vorkommen, dass sich kein Strich auf der Nonius-Skale genau mit einem Strich auf der Hauptskale deckt. Dann kann man die Hundertstelmillimeter nur abschätzen. Ist eine höhere Genauigkeit erforderlich, kann eine Schieblehre mit einem feineren Nonius eingesetzt werden. Die Ablesebeispiele zeigen solche Nonien. Als erstes der bekannte 1/10 Nonius, darunter ein 1/20 Nonius mit 0,05 mm und ein 1/50 Nonius mit 0,02 mm Genauigkeit.

verschiedene Nonien der Schieblehre ablesen

Gerade im feinen Messbereich ist es wichtig, dass der Ablesende senkrecht auf die Skalen blickt, weil sonst der Parallaxenfehler das Messergebnis verfälscht. Dieser Effekt ist aus der Alltagserfahrung vertraut. Zaunpfähle erscheinen für den Betrachter nur dann in einer Flucht, wenn sein Standpunkt auf einer Linie mit den Pfählen liegt. Steht er seitlich davon, erscheinen sie ihm versetzt. Technisch bedingt befindet sich die Nonius-Skale etwas über der Hauptskale. Deshalb decken sich zwei Striche nur dann genau, wenn das Auge des Betrachters und der Nonius-Strich auf der Senkrechten über dem Strich der Hauptskale liegen. Ist das nicht möglich, weil z. B. an einer schwer zugänglichen Stelle gemessen wird, kann man die Schieblehre ansetzen, mit der Feststellschraube fixieren und sie zum Ablesen vorsichtig abziehen. Trotz aller Raffinesse ist die Genauigkeit von mechanischen Messschiebern begrenzt, weil die minimalen Verschiebungen mit bloßem Auge kaum noch unterscheidbar sind. Außerdem steigt mit zunehmender Verfeinerung des Nonius die Gefahr von Ablesefehlern. In dieser Hinsicht sind digitale Schieblehren mit LCD-Anzeige überlegen.